Kurz nach 22 Uhr begann das Getuschel. Die wilden Gestalten in der Froschauer Scheune, wo Paul Zauners Jazzfestival stattfindet, wurden sentimental und erzählten einander, wo und wann sie den mysteriösen Sun Ra schon gesehen hatten. Das waren schließlich keine bloßen Konzerte, sondern exzentrische Ereignisse: Der als Herman Blount in Alabama geborene Pianist, Poet und Philosoph strebte zum Saturn. Vehikel dafür war sein Musikerkollektiv, das Arkestra. Mit ihm erfand er den Space-Jazz, auch Cosmic Jazz genannt. 1993 schied er 89-jährig aus dieser Welt. Saxofonist Marshall Allen trägt seither die Fackel weiter. Das hält offenbar jung. Seine 90 Jahre sieht man ihm nicht an. Gelassen navigierte er das Großensemble durch ein aufgepeitschtes Meer an heterogenen Sounds. Chaos und süße Melodie waren hier kein Widerspruch; friedlich flammten Free-Jazz-Anarchie und Autofahrer-Unterwegsswing, Doo-Wop-Ekstase und Gospel nebeneinander auf.