Eine schwierige Geburt, dafür mit umso mehr Seele

Das weit über die Grenzen renommierte Musikfestival „INNtöne“feiert 25-Jahr-Jubiläum

Motto „From the heart of Jazz“

Volksblatt, am 19.05.2010, von Birgit Thek

„Ich kann auch mit mir selbst keine Kompromisse eingehen“, erläutert Paul Zauner seine strengen Grundsätze, wenn er von dem „totalen Kampf“ bei der Programmierung der „INNtöne“ berichtet — und man glaubt es ihm. „Es ist immer eine „große Herausforderung“ und „schwierige Geburt“, an der er mit ein paar ebenso besessenen Mitstreitern bei der intensiven Suche nach usikern auf „höchstem Niveau, die alles von der Tradition bis zur zeitgenössischen vantgarde draufhaben“ „kiefelt“.

Denn der Anspruch ist auch bei der Jubiläumsausgabe, die wie gewohnt am Pfingstwochenende (21. bis 23. Mai) auf Paul Zauners Bauernhof in Diersbach im Sauwald über die Bühne geht, unvermindert hoch: Musik, die mit Herz und nicht nach Marktmechanismen ausgewählt wurde, denn „von irgendwelchen Plattenfirmen reindrucken“ lässt sich Zauner niemanden.

„Große Namen sind mir verdächtig“

Ein Prinzip, das den guten Ruf des oö. Festivals bis in die USA und nach Japan getragen hat, wo zahlreiche Radiostationen Konzertmitschnitte übertragen werden. Selbst die „großen Namen“  die bei den „INNtönen“ schon auch aufspielen „dürfen“ — sind dem Mastermind, der bekanntlich selbst als Jazzposaunist international erfolgreich ist und „nebenbei“ immer noch seine eigenen Schweine züchtet, „verdächtig“: „Da überlege ich immer zehn Mal, weil ich nicht will, dass da einer sein abgespieltes Programm herunterspult“. Weil aber Hugh Masekela, einer er wichtigsten afrikanischen Jazzmusiker, noch immer mit „voller Dynamik“ seine Künste auf der Trompete ausreizt, freut sich Zauner schon auf dessen Auftritt am Freitagabend mit Band. Und auch das St. Nick's Quintet um Frank Lacy oder Donald Smith mit seinem „The Soul of Harlem Trio“, Fixstarter im berühmten Harlemer St.Nick's Jazzclub, gelten in ihrer Heimat als 1-A-Musiker.

Wichtig ist Zauner und seinem Team aber auch die Einbindung österreichischer Musiker: So ist am Freitag der oö. Lokalmatador Martin Gasselseder mit seiner Formation „mg3“ zu hören. Der ew Yorker Pianist Peter Madsen, der in Vorarlberg lebt und dort die Szene aufmischt, bringt sein „Collective of Improvising Artists“ aus dem Ländle mit. Auch Christian Mühlbacher, der an der Linzer Bruckner Uni lehrt, wird bei den INNtönen mit einem ganzen Schwung von prominenten Kollegen die ganze Bandbreite improvisierter Klänge zwischen Jazz und klassischer usbildung demonstrieren.

Querverbindungen zu anderen Musiktraditionen sind seit Jahren Fixpunkte in Diersbach: So steuert u. a. der Schweizer Töbi Tobler auf seinem Hackbrett laut Zauner „ganz andere länge als erwartet“ bei — „da werden vielleicht manche wutentbrannt hinausgehen und ein Hendl essen, während andere wieder total begeistert sein werden“, mutmaßt der Hausherr. Zum Stichwort Hendl: Bei „Jazz & Co am Bauernhof“ geht es nicht nur um musikalische öhepunkte: Das ganzheitliche Konzept umfasst auch biologische Schmankerl vom Hof und aus der Gegend, möglichst umweltschonende Logistik und Services wie nächtliche Shuttledienste zu den Unterkünften der Besucher/innen oder Kinderange bote. Es geht also um „die gute Atmosphäre nd beseelte Musik“ — ein Konzept, das dazu führt, dass die „INNtöne“- Freunde bereits seit Monaten Karten für das heurige Festival kauften, ohne das Programm zu kennen.