Die Session in der Wackerhalle

Der oberösterreichische Posaunist Paul Zauner und US-Saxofonist David Sanborn lassen die Jazzwoche jubeln

PNP vom 13.03.2010

Paul Zauner hat fast immer ein breites Lächeln im Gesicht, doch an diesem Abend ist das Zauner-Lächeln breiter denn je. Die Freude über den Auftritt bei der Jazzwoche ist ihm anzusehen, die Nervosität allerdings auch.

Kann ein Konzept, das bisher vor allem auf Bühnen in Wohnzimmerformat glänzte, in der Wackerhalle aufgehen? Es kann: Nach dem ersten Titel ist die Stimmung herzlich, nach dem zweiten wird gelacht, nach dem dritten tanzt Zauner mit seiner Posaune und das Hallen-Konzert wird zur Session. Nur das Wohnzimmer ist etwas größer als sonst.

Gut so, denn Zauner’s Blue Brass versammelt musikalische Großformate, die den Raum zu füllen wissen: Daniel Nösig mit beißend brillanter Trompete, Energiebündel Clemens Salensny (Altsaxofon) mit überschießenden Improvisationen, Klemens Pliem mit lässig-virtuosem Tenorsax und Peter Massink (Baritonsax) mit unverkennbar distinguierter Phrasierung. Im Zusammenspiel mit Zauners kantiger Posaune, Wolfram Derschmidts geschmeidigem Bass und dem stimmungssicheren Dusan Novakov am Schlagzeug entstehen herrlich pralle Sätze und ein so tanzbarer wie unberechenbarer Sound.

Die Gäste des Abends fügen sich wunderbar in die exzentrische Mischung aus experimentellem Pfiff und Harlem-Nostalgie: Donald Smith beeindruckt mit entfesselten Einlagen am Flügel und seelenvoll geführter Singstimme. Mansur Scotts eigentümlich hauchiger, mit brennendem Nachdruck artikulierter Gesang ist indes eine berührende Erinnerung an das, was Jazz immer auch gewesen und geblieben ist: ein Gefühl.

Das David Sanborn Trios geht deutlich geschliffener ins Ohr als diese erdig-bunte Melange - aber auch deutlich vorhersehbarer. Hier sind die Sets symmetrisch gebaut, die Soli gleichmäßig gestreut, die Ideen acht Takte lang und der Puls schwungvoll, aber nicht zu wild. Mainstream?

Ja, aber was für einer: Sanborns Altsaxofon besticht mit schlankem, fast vokalem Timbre, der Altmeister durch harmonische Einfälle und vitale Interpretation. Organist Joey de Francesco macht mit links den Bass, während seine Rechte Sanborns Phrasen in abenteuerlichen Tempi weiterspinnt und unterfüttert. Drummer Gene Lake gelingt das Kunststück, in keinem seiner kraftstrotzenden Soli auch nur einen Moment langweilig zu sein.

Ein Fest des Wohlklangs, das an diesem Abend offenbar punktgenau den Nerv trifft: Anhaltender Jubel für Sanborn, böse Blicke für das zum Abbau bereite Bühnenpersonal.