Jazzfestival der Sinne "INNtöne 2012"

Zu Pfingsten wurde Paul Zauners Buchmannhof in Diersbach (Bezirk Schärding) für drei Tage wieder zum Nabel der Jazzwelt

Josef Gebetsroither, 29. Mai 2012

Diersbach Natur pur ringsum, biologische Produkte vom Hof, dazu wunderbare Musik aus aller Welt: Zauner schafft es jedes Jahr, Musiker, die das Jazzgeschehen mitgeprägt haben, hierzulande aber kaum bekannt sind, für Europa zu entdecken. 2012 kamen 16 Formationen aus diversesten Jazz-Traditionen.

Als Opener die erstmals außerhalb Chinas auftretende BandXi Ban: 
Mit Mut zu musikalischer Innovation sorgte sie für fernöstliches Kolorit. Folkloristische Gesänge und traditionelle Perkussionsinstrumente Chinas wurden in sphärische Klangteppiche eingewoben und begeisterten mit ihrer Experimentierfreude und enormer Musikalität. Von der Avantgarde bis zum klassischem Jazz

Höhepunkt am ersten Abend aber war Sweet Poppa Lou Donaldson:
Mit seinem bluesdurchdränkten, souligen Sound und einer gehörigen Portion Swing versetzte er das Publikum in die Blütezeit klassischer Jazzmusik.

Auch der zweite Tag bot einen interessanten Mix:
Das slowakische AMC Quartet mit dem israelischen Jungstar Shauli Enav am Tenorsax sprengte musikalische Grenzen. Mit Einflüssen aus Pop und slowakischer Volksmusik sorgten ihre Stücke für Hörerfahrungen, die man nicht missen möchte.

Kaum von einer avantgardistischen Formation eingenommen, wurde der Angereiste auch schon von
Carmen Bradford, einer der größten Diven unserer Zeit, wieder in den originären Jazz-Himmel zurückgeholt. Begleitet am Piano von Gary Motley, begeisterte die Tochter des legendären Trompeters Bobby Bradford und der berühmten Jazzsängerin Melba Joyce (letztes Jahr bei den "INNtönen") durch ihre einfühlsame und emotionale Präsenz. Dies und die Leidenschaft, die sie den Texten verlieh, verzauberten das Publikum.

Nach dem famosenGilad Hekselman Quartet betrat eine weitere Legende die Bühne. 
Mit hochkarätiger Besetzung —Jim Rotondi (Trompete), Kirk Lightsey (Piano), Sangoma Everett (Drums) und Daryl Hall (Bass) — widmete das Ronnie Cuber Quintet ihr Programm dem Hardbop-Vorreiter Horace Silver:
Cuber, der mit Größen wie Frank Zappa arbeitete, brachte sein Baritonsaxofon mit enormer klanglicher Fülle, technischer Versiertheit und rhythmischer Perfektion zum Grooven. Das virtuose Trompetenspiel von Rotondi und das Neobop-Feeling von Lightsey am Piano setzten der Hommage an Silver noch eins drauf. Großartig!

Am Sonntag sorgte die kolumbianische Sängerin Lucia Pulido für eine Überraschung.
Mit ihrer kräftigen Stimme entführte sie das Publikum in musikalische Welten, die ihren Ursprung in den Tiefen Lateinamerikas haben. Mal furchtlos fordernd, mal melancholisch klagend, bewegte sie sich gekonnt zwischen Jazz und traditionellen Klängen ihrer Heimat, bediente Stilelemente von Hirten-, Klage- und Ernteliedern.

Der Auftritt der grandiosen Sängerin Barbara Morrison, weltberühmt für ihre über 2,5 Oktaven reichende Stimme, und des "Jazz-Bürgermeisters" von Harlem, Mansur Scott, verliehen dem Festival noch einmal eine Bestnote.

Paul Zauner bewies einmal mehr, dass der echte Jazz in Diersbach eine Heimat hat. Der Verein "INNtöne" wird noch heuer 500.000 Euro in die Infrastruktur des Hofes investieren: Damit diese Qualität in OÖ weiter eine Zukunft hat!

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